Bis heute ist es das Handeln einzelner Menschen, welches seit der Gründung im Jahr 1865 das Gesamtbild der Volksbank Göppingen formt und bestimmt. Entdecken Sie hier die Geschichten von sieben historischen Persönlichkeiten aus unserer 150-jährigen Geschichte, die maßgeblich zum Erfolg der Volksbank Göppingen beigetragen haben und uns bis heute inspirieren und prägen.
Historische Persönlichkeiten
Menschen, die Geschichte schrieben
Louis Schuler - von Anfang an dabei! Als sich am 3. April 1865 im Dreikönigs-Saal viele engagierte Genossenschaftsbefürworter trafen, war unter ihnen ein junger Mann. Louis Schuler, damals 25 Jahre. Er wurde Mitglied im ersten Aufsichtsrat der an diesem Tag gegründeten Gewerbebank. Es waren harte Zeiten, viele kleine Handwerker wurden vom Fortschritt überholt. Im väterlichen Betrieb von Louis Schuler wurden zu dieser Zeit noch verschiedenste Maschinen hergestellt – von der Obstpresse bis zur Feuerspritze. Der Jungunternehmer reduzierte sich auf ein Spezialgebiet und schaffte so den Sprung vom Handwerk zur Fabrik. 1895 lieferte er die ersten Münzprägepressen nach China, 1900 stellte er die weltweit erste Transferpresse auf der Weltausstellung vor, heute ist die Schuler AG Weltmarktführer in der Umformtechnik. Bis zu seinem Tod 1913 setzte sich Louis Schuler für das Gemeinwohl, die Göppinger Vereine und seine Angestellten ein. Er glaubte an die Genossenschafts-Idee, die sich in jenem April im Jahr 1865 manifestierte - auch als er selbst längst ein erfolgreicher Großunternehmer war.
Theodor Merkt - der Retter in der Finanznot! In der schwersten Stunde der Volksbank Geislingen stand er bereit: Der Finanzexperte wurde 1888 Direktor der fast ruinierten Handwerkerbank. Der Konkurs zweier Firmen hatte die Bank in eine tiefe Vertrauenskrise gerissen, die Hälfte der Mitglieder wandte sich ab und ein riesiger Schuldenberg blieb zurück. Angesichts dieser aussichtslosen Lage hatte sich der Kassier vor Verzweiflung das Leben genommen. Doch Theodor Merkt gelang mit der Neugründung der „Gewerbebank Geislingen“ ein Neustart. Er professionalisierte die Abläufe, schuf einen Reservefonds für schlechte Zeiten, führte die doppelte Buchführung ein und zahlte die Schulden ab. Nach und nach gewann die Bank das Vertrauen und die Mitglieder zurück. Theodor Merkt kämpfte bis zuletzt für den Erfolg. 1902 forderte er in der Generalversammlung: „Lasst die flüssigen Gelder nicht zu Hause liegen, bringt sie auf die Bank!“ Im Jahr 1906 starb Theodor Merkt. Er hinterließ eine starke Genossenschaft.
Hermann Gürr - in seinem Zuhause begann die Geschichte der Volksbank Ebersbach. Lehrer Hermann Gürr war der erste Kassier der 1890 gegründeten Darlehenskasse. Da es üblich war, die Geschäfte in den privaten vier Wänden des Rechners abzuwickeln, wurde sein Haus in der Bahnhofstraße 8 zum ersten Domizil der Volksbank. Die Bank wuchs schnell: Anfangs waren es 57 Gründungsmitglieder, doch zur Jahrhundertwende zählte sie bereits 300 Mitglieder. Im Jahr 1906 überschritt der Umsatz sogar schon die Millionenmarke! Gürr hatte neben seinem Beruf alle Hände voll zu tun. 1923 wurde sein Haus endgültig zu klein für die florierenden Geldgeschäfte, die Bank siedelte in das Gasthaus Rößle um und Gürr gab das Amt des ehrenamtlichen Kassiers nach 33 Jahren ab. Nach dem Krieg zog die Volksbank jedoch wieder in das Gürr’sche Haus. 1956 kaufte sie das Wohnhaus des verstorbenen Lehrers und errichtete ein repräsentatives Gebäude. Bis heute hat die Volksbank in Ebersbach ihren Sitz in der Bahnhofstraße – dort, wo in Herrmann Gürrs Haus im Jahr 1890 alles begann.
Otto Leutz - „Unser Bankdirektor zieht nicht in den Krieg!“ Er war der erste hauptamtliche Geschäftsführer – und im Zweiten Weltkrieg der letzte Mann der Führungsriege der Volksbank Ebersbach. Otto Leutz war ein Gegner des Hitler-Regimes, doch er liebte seinen Beruf. Wohl nur deshalb war er Mitglied in der NSDAP. Als die Wehrmacht nach und nach alle männlichen Bankangestellten einzog und schließlich auch er an die Front sollte, weigerte er sich. Otto Leutz und die letzten beiden Mitarbeiter richteten ein Schreiben an das Wehrbezirkskommando: „Wir haben Einlagen im Betrage von 5,6 Millionen RM zu verwalten und einen Umsatz von 34 Millionen im Jahre abzuwickeln. (…) Da die Bank für jede Quittung zur Unterschrift 2 Personen haben muss, bitten wir um Verständnis für unseren Antrag und hoffen auf Genehmigung.“ Sie hatten Erfolg. Otto Leutz ließ die Volksbank auch in den schweren Nachkriegsjahren nicht im Stich. Er blieb noch bis 1965 Direktor.
Amalie Raff - allein unter Männern! Diese Frau machte in den 40er Jahren eine außergewöhnliche Karriere: Amalie Raff begann 1938 als normale Kontoristin bei der Volksbank Göppingen und stieg in der Nachkriegszeit bis in die Führungsriege auf, wo sie sich als einzige Frau unter Männern behauptete. 1945 enthob die Militärregierung einige Bankbeamte ihrer Ämter. Amalie Raff stand in dieser Situation ihre Frau: Sie wurde erst Bevollmächtigte, dann Vorstandsmitglied – mit nur 33 Jahren! Viele Geheimnisse umgeben ihre Person, doch eines ist bekannt: Amalie Raff war konsequent sparsam. Jeden Monat legte sie einen Teil ihres Gehalts sowie am Jahresende ihr gesamtes Weihnachtsgeld zur Seite. Belegt ist das durch das „Eiserne Sparen“, ein staatlich gefördertes und genau dokumentiertes Programm. Amalie Raff war damals nicht nur die am besten verdienende Frau der Volksbank Göppingen, sondern hatte auch als erste Frau eine Führungsposition inne – eine Karrierefrau, lange bevor dieser Begriff in aller Munde war.
Wilma Fetzer - die Frau an der Volksbank-Front! Als die Genossenschaftsbank in Albershausen nicht nur Kredite vergab, sondern hauptsächlich landwirtschaftliche Waren wie Saatgut und Futtermittel verkaufte, kam niemand an dieser Frau vorbei: Wilma Fetzer. Sie war in den 1950er Jahren Rechnerin der „Spar- und Darlehenskasse“. Dieser Beruf beinhaltete damals mehr als Schreibtischarbeit. Wilma Fetzer schleppte Säcke, verlud Waren und räumte Regale ein. Die Frau an der Volksbank-Front wusste sich durchzusetzen – erst gegen ihre männlichen Mitbewerber, dann gegen Vorstand und Aufsichtsrat der Bank. Bereits ein paar Wochen nach ihrer Einstellung verlangte sie eine Gehaltserhöhung und denselben Lohn wie ihre Vorgänger. Sie hatte Erfolg. Die resolute Wilma Fetzer stand noch viele Jahre von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und mittwochs zusätzlich von 19 bis 20 Uhr in der Bank in Albershausen. Ihr Nachfolger war jedoch wieder ein Mann.
Hugo Baur - eine Familie, eine Bank! 95 Jahre lag die Volksbank Donzdorf in den Händen der Familie von Hugo Baur. Sein Großvater war eines der Gründungsmitglieder, sein Vater stand der Bank 25 Jahre lang als Direktor vor – wie er selbst. Hugo Baur erlebte viel während seiner Zeit bei der Volksbank: die Inflation 1923, als Geldscheine in Wäschekörben ausgegeben wurden, den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit, den Wirtschaftsaufschwung, den die Volksbank mit Sonderkrediten und zinsverbilligten Darlehen in Donzdorf kräftig ankurbelte. Als Hugo Baur 1966, nach 50 Jahren im Dienst und 25 Jahren als Direktor der Volksbank, in den Ruhestand ging, zählte die Bank 1.487 Mitglieder – Tendenz steigend! Das Gasthaus Becher platzte bei der Verabschiedung aus allen Nähten: 450 Gäste fanden einen Platz, 100 mussten wieder gehen. Mit Hugo Baur endete an diesem Tag eine Ära. Der ehemalige Direktor hatte nicht nur eine Familientradition fortgeführt, er war auch in schweren Zeiten für die Menschen da. Im Mai 1966 erhielt Hugo Baur das Bundesverdienstkreuz für seine treuen Dienste bei der Volksbank.