Am Dienstag stellte der Vorstand der Volksbank Göppingen eG im Rahmen der Vertreterversammlung den Geschäftsbericht für das vergangene Jahr vor. Vor 296 Gästen beziehungsweise 179 stimmberechtigten Vertretern erläuterten Dr. Lukas Kuhn und Michael Beschoner weshalb sie vorsichtig, aber optimistisch in die Zukunft blicken.
„Die gute Nachricht zuerst“, leitete Vorstandssprecher Dr. Lukas Kuhn seine Worte zum Geschäftsjahr 2022 ein. Die Dividende für das vergangene Jahr wird 2,5 Prozent und damit ein Prozent mehr als für 2021 betragen. Es geht voran – trotz schwieriger Rahmenbedingungen. „Von einem Extrem in das andere“, beschrieb Kuhn die Auswirkungen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank in den vergangenen Jahren. Viel zu lange sei an der „Droge des billigen Geldes“ festgehalten worden, meinte der Vorstand. Auf eine Phase der Niedrig- und Negativzinsen folge nun ein starker Zinsanstieg. Von der Staatsschuldenkrise sei das Land in die Inflation geschlittert.
Die Volksbank Göppingen sei gut durch diese herausfordernden Zeiten gekommen. „Wir sind gut aufgestellt“, resümierte Kuhn beim Blick auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2022. Das Ergebnis vor Bewertung liegt bei mehr als 23 Millionen Euro und somit deutlich über dem des Vorjahres. 946.102 Euro des Jahresüberschusses werden als Dividende ausgezahlt. Ferner führte Kuhn aus, dass für die Sicherheit der Bank sowie der Kundeneinlagen jährlich 1,2 Millionen Euro an die Sicherungseinrichtungen des Genossenschaftsverbundes gezahlt werden.
Die Kundenkredite sind 2022 um 9,6 Prozent auf 1,671 Milliarden Euro gewachsen. Gleichzeitig sind die Kundeneinlagen mit 2,286 Milliarden fast gleich geblieben im Vergleich zum Vorjahr (Minus 0,3 Prozent). Das betreute Kundenvolumen liegt mittlerweile bei beachtlichen 5,8 Mrd. Euro. Gemäß den Ausführungen des Prüfungsverbandes hat die Volksbank Göppingen eG die schwierigen Rahmenbedingungen des Geschäftsjahres 2022 gut gemeistert.
Der Vorstand betonte in seiner Berichterstattung die Bedeutung der vielschichtigen Leistungen der Volksbank Göppingen für Mitglieder, Kunden sowie die Gesellschaft. „Unsere DNA ist die regionale Präsenz, verbunden mit sehr guter Beratung für anspruchsvolle Themenstellungen“, sagte Kuhn. Stolze 386.000 Euro gab das Bankhaus im Jahr 2022 als Spenden und Sponsoring an die Region zurück. Viele Vereine und soziale Einrichtungen profitieren davon.
Auf die Frage eines Vertreters, ob die Volksbank Göppingen, ebenso wie die Kreissparkasse Göppingen, sog. „Cum-Cum-Geschäfte“ getätigt habe, antwortete Kuhn kurz und prägnant „Cum-Cum-Geschäfte sind für uns tabu. Ansonsten würde unser genossenschaftliches Wertesystem ins Wanken geraten.“
Zeit, sich auf den ermutigenden Zahlen auszuruhen, hat die Bank aber nicht. Die Welt verändere sich weiter mit rasender Geschwindigkeit, wie Vorstand Michael Beschoner ausführte. Für Kunden bleibt besonders der Erhalt des eigenen Vermögens sowie der Kaufkraft von zentraler Bedeutung. „Trotz Zinswende verlieren Zinssparer mehr Geld denn je“, mahnte Beschoner. Er betonte die Bedeutung des persönlichen Gesprächs für die Erarbeitung individueller Lösungen. „Die Auszeichnung als „Beste Bank vor Ort“ im 5. Jahr in Folge zeigt, hier machen wir wohl vieles richtig“, so Beschoner.
„Wir wollen es unseren Kunden möglichst einfach machen“, so brachte Beschoner den Ausblick auf das neue Beratungsangebot zur Begleitung der „Energiewende“ auf den Punkt. Neben der Finanzierung und Beratung zu Fördermitteln, erweitert die Volksbank zukünftig ihre Kompetenzen zur Energieberatung. Hierfür wurden bereits eigene zertifizierte Energieberater gewonnen. Durch die Vernetzung aller Leistungen soll zukünftig Kunden der Einstieg in das anspruchsvolle Thema erleichtert werden.
Dass die Volksbank auch nach 158 Jahren eine Zukunft habe, sei vor allem dem Vertrauen der Kunden, dem Verständnis der Bank für ihre Kunden sowie der Vernetzung mit der örtlichen Wirtschaft zu verdanken, betonte Beschoner. Ein Ausdruck dieser Verwurzelung ist das soziale Engagement der Volksbank. Das Crowdfunding hat zuletzt die Marke von einer Million Euro an Spendenvolumen erreicht. Das Sozialprojekt „VRmobil“ geht in diesem Jahr in die 16. Runde. Und beim Gewinnsparen wurde die Drei-Millionen-Euro-Marke geknackt.
Neben der Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates entschied die Vertreterversammlung wie vorgeschlagen über die Verwendung des Ergebnisses. Anschließend wurde Dietmar Behrendt nach 14 Jahren aus dem Aufsichtsrat verabschiedet. Hintergrund ist, dass Mitglieder, die das 67. Lebensjahr vollendet haben, laut Satzung nicht wieder in den Aufsichtsrat gewählt werden können. „Ich habe die Aufsichtsratstätigkeit als Bereicherung empfunden. Ich schaue gerne zurück“, verabschiedete sich der scheidende Aufsichtsrat. Ein Nachfolger wurde nicht gewählt, der neue Aufsichtsrat besteht nach der Wahl durch die Vertreterversammlung aus den verbleibenden bisherigen neun Mitgliedern: Prof. Dr. Reiner Doluschitz, Christine Federsel, Andreas Heinzmann, Dr. Werner Kleinle (Aufsichtsratsvorsitzender), Hubert Rinklin (stv. Aufsichtsratsvorsitzender), Sonja Roßnagel, Mercedes Schneider, Jörg Weinmann, Ludger Wendeler.