Bei der virtuellen Vertreterversammlung am Mittwochabend kündigten die Vorstände Dr. Lukas Kuhn und Michael Beschoner aufgrund des Zinsanstiegs im Jahr 2022 perspektiv höhere Dividenden an. Für das Geschäftsjahr 2021 werden die Mitglieder erneut eine Rendite von 1,5 Prozent erhalten.
Die Finanzbranche bleibt in Bewegung. Von der Finanzkrise ging es vor zwei Jahren in die Coronakrise und zuletzt in die Ukrainekrise. „Ich könnte jetzt stundenlang sprechen“, meinte Vorstandssprecher Dr. Lukas Kuhn zu den schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen sich die Bankenbranche in den vergangenen Jahren behaupten musste. „Uns wird es nicht langweilig“, sagte er. Erfreulich ist aus Sicht der Bank, dass die Zinsen seit diesem Jahr wieder steigen. Die Null- und sogar Negativzinspolitik der vergangenen Jahre erschwerte dem Geldhaus das Wirtschaften.
Die Bilanzsumme der Volksbank Göppingen ist im Geschäftsjahr 2021 leicht auf fast 2,8 Milliarden Euro gewachsen. Das betreute Volumen der 108.000 Kunden beträgt beachtliche 5,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern klettert auf 16,9 Millionen Euro und der Bilanzgewinn beträgt 582.000 Euro. Dieser wird als Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet. Laut Abschlussprüfer hat die Volksbank eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent und weist eine gute Eigenkapitalstruktur und -ausstattung auf. Dennoch ist Kuhn davon überzeugt, „dass das Eigenkapital wegen zunehmender aufsichtsrechtlicher Anforderungen zukünftig der Engpassfaktor für die Banken sein wird.“ Insgesamt sei der Vorstand aber zufrieden mit der Geschäftsentwicklung, hob er hervor. Die Kundeneinlagen sind leicht um 1,1 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen. Die Kundenkredite sind um 8,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gewachsen.
Die 52.000 Mitglieder erhalten eine Dividende von 1,5 Prozent, was einige Vertreter während einer Fragerunde nach der Vorstellung des Geschäftsberichts angesichts der jüngsten positiven Entwicklungen für zu gering hielten. Kuhn betonte, dass die Dividende bei einer anhaltend positiven Entwicklung zukünftig wieder steigen werde. Im Moment wolle man aber noch vorsichtig sein. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Werner Kleinle unterstützte diese Vorgehensweise. „Der Vorschlag des Vorstandes richtet sich an den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen aus“, sagte er.
Gleichzeitig zum Zinsanstieg erklimmt die Inflation mit 7,9 Prozent bisher ungeahnte Höhen. Für Sparer könnte das zu einem Problem werden. Der Guthabenzins wird nämlich oftmals hinter der Inflation zurückbleiben. Vorstand Michael Beschoner empfahl deshalb, sich über alternative Anlageformen Gedanken zu machen. Langfristig könnten Anleger damit ihr Vermögen vor einem Wertverlust schützen.
Der Vorstand betonte in seiner Berichterstattung die verschiedenen Leistungen der Volksbank für die Region. „Unsere DNA ist die regionale Präsenz, verbunden mit sehr guter Beratung für anspruchsvolle Themenstellungen“, sagte Kuhn. Stolze 366.000 Euro gab das Bankhaus im Jahr 2021 als Spenden und Sponsorings an die Gesellschaft zurück. Viele Vereine oder soziale Einrichtungen profitierten davon. „Wir werden 2022 natürlich nicht damit aufhören“, versprach Beschoner. Für die Kunden unterhält die Volksbank 40 Filialen (20 davon SB-Filialen). Mehr und mehr läuft auch bei der Volksbank online.
Beim Blick in die nähere Zukunft ist das neue Hausbankmodell mit dem Titel „meinGIRO“ ein Schwerpunktthema. Zusammengefasst werden mit dem neuen Modell jene Kunden belohnt, die viele Leistungen der Volksbank nutzen. Für sie könnte in Zukunft sogar die Kontoführungsgebühr wieder entfallen. „Wir wollen die Kunden belohnen, die viel und eng mit uns zusammenarbeiten“, erklärte Beschoner.
Der Aufsichtsrat, vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Kleinle, hatte keine Beanstandungen zum Geschäftsbericht und zur vorgeschlagenen Gewinnverwendung. „Unsere Volksbank hat auch das zweite Pandemiejahr erfolgreich überstanden“, meinte er. Die 224 stimmberechtigten Vertreter, die sich zugeschaltet hatten, stellten daraufhin mit großer Mehrheit den Jahresabschluss 2021 fest und entlasteten sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat.
Dass die jüngste Vertreterversammlung zum dritten Mal in Folge „nur“ virtuell stattfand, war dem langen Planungsvorlauf der Veranstaltung geschuldet. „Nichts ist uns wertvoller als die Gesundheit unserer Gäste“, betonte der Kleinle. Nichtsdestotrotz wünschte er sich, dass die Vertreterversammlung im nächsten Jahr wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden kann. „Wollen wir hoffen, dass aller guten Dinge drei sind“, sagte er zur Verabschiedung nach der Online-Versammlung.